Heilpflanzen sammeln: Wichtige Hinweise und Sammelkalender

Heilpflanzen selber sammeln: Darauf müssen Sie achten
Beim Sammeln von Wildpflanzen ist einiges zu beachten, damit am Ende auch die richtigen Exemplare im Sammelkorb landen. Die besten Heilpflanzen sind nämlich immer noch jene, die gesund machen - und einem nicht den Magen verderben. Wenn Sie sich auf ihrer nächsten Sammeltour an den folgenden Wegweiser halten, kann aber nichts mehr schiefgehen!
-
1Grundsätzlich sollte man darauf achten, nur jene Pflanzen einzusammeln, die man kennt. Hier hilft ein Bestimmungsbuch oder eine entsprechende Smartphone-App.
-
2Stark umweltbelastete Standorte wie Straßenränder und häufig besuchte Parks zum Sammeln meiden.
-
3Es sollten grundsätzlich nur gesunde Pflanzen verwendet werden. Im Zweifel lässt man das Gewächs lieber stehen, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden.
-
4Bei Pflanzen, die roh verzehrt werden, besteht die Gefahr des Fuchsbandwurmes. Unbedingt gut waschen – im Zweifelsfall besser auf Verzehr verzichten.
-
5Gesammelte Pflanzen möglichst frisch verwenden, um die Vitamine zu nutzen und die Aromen zu bewahren.
-
6In den meisten Fällen sind junge Pflanzen zu bevorzugen. Ältere Pflanzen schmecken häufig bitter oder sind hart.
-
7Beim Sammeln die Regeln des Naturschutzes einzuhalten. Blüten und Samen dienen der Fortpflanzung der Pflanzen Größere Mengen sollten nur in Ausnahmefällen geerntet werden.
Fundort Wald und Wiese
Jede Heilpflanze hat ihre Eigenarten, besitzt ein besonderes Erscheinungsbild, hat eigene botanische Merkmale. Je nach Gattung und Familie können sich Pflanzenarten sehr ähnlich sehen. Wichtiges Erkennungsmerkmal einer Pflanze sind Farbe und Form ihrer Blüten. Oft genügt die Blüte allein jedoch nicht, um eine Pflanze sicher im Freiland zu bestimmen. Blätter, aber auch der Stängel liefern weitere Hinweise zur Identifikation der Art.
Selbstverständlich kann viel über Wildpflanzen aus Büchern gelernt werden und theoretische Grundlagenkenntnisse sind für den Umgang mit Wildpflanzen unverzichtbar. Theorie alleine reicht jedoch nicht aus, um Wildpflanzen in der Küche praktisch einzusetzen oder sie als Heilpflanzen anzuwenden.
Es ist sinnvoll die Pflanze auch in ihrem natürlichen Lebensraum (Habitat) zu kennen, denn Fotos zeigen meist nur ausgewählte Pflanzen. Tatsächlich kann eine Pflanze in der Wildnis immer etwas unterschiedlich aussehen. Schließlich ist auch jede Pflanze für sich ein Individuum. Auch die Ernte von Wildpflanzen, ihre Weiterverarbeitung und evtl. Trocknung, sowie Lagerung bedarf praktischer Anleitung und etwas Übung.
Willkommen in der Pflanzenapotheke!
Unsere Natur ist im wahrsten Sinne des Wortes ein pflanzlicher Medizinschrank. Man muss ihn nur zu öffnen wissen. Für den Einstieg haben wir eine Auswahl von sieben Heilpflanzen getroffen, die insgesamt ein sehr breites Anwendungsspektrum ermöglichen. Die Pflanzen sind fast überall in Deutschland zu finden.
Familie: Brennnesselgewächse
Verwendete Pflanzenteile: Kraut, Blätter, Wurzel
Inhaltsstoffe der Brennnessel:
- Flavonoide: besonders Rutin,
- Mineralsalze: z.B. Calcium- und Kaliumsalze,
- Caffeolychinasäure
Wirkungen des Brennnesselkrauts und Brennnesselblätter:
- Entwässernd und durchspülend bei entzündlichen Harnwegserkrankungen
- Vorbeugend gegenüber Nierengrieß
- Bei entzündeten Gelenken
Wirkungen der Brennnesselwurzel:
- Bei Schmerzen beim Wasserlassen aufgrund vergrößerter Prostata
Unerwünschte Wirkungen:
- Magen-Darmbeschwerden (selten)
- Allergische Reaktionen
Pflanzenmerkmale:
- Höhe: 30 cm – 1,5 m
- Blüte: Männliche und weibliche Blütenstände auf verschiedenen Individuen; männliche: schräg-waagrecht gerichtete Rispen; weibliche: nach Befruchtung 3-8 cm lange, hängende Rispen
- Blätter: gegenständig, eiförmig-spitz, gesägt
- Stängel: mit Brennhaaren und anderen Haaren
- Blütezeit: Juni bis Oktober
Lebensraum/ Habitat: Auf Ödland, an Waldrändern, Wegrändern und Lichtungen, auf stickstoffreichen, basenhaltigen Böden
Familie: Korbblütengewächse (Asteraceae)
Verwendete Pflanzenteile: Wurzel mit Kraut
Inhaltsstoffe der Löwenzahnwurzel mit -kraut:
- Bitterstoffe
- Flavonoide
Wirkungen der Löwenzahnwurzel mit -kraut:
- Zur Appetitanregung
- Bei Magen-Darmbeschwerden
- Als galletreibendes Mittel
- Zum Durchspülen der Harnwege
- Gegen trockene Haut
Unerwünschte Wirkungen:
- Magen-Darmbeschwerden (selten)
- Überempfindlichkeitsreaktionen gegen Korbblütler und/ oder den frischen Milchsaft
- Vorsicht bei Gallenleiden
- Nicht anwenden bei Verschluss oder Eiteransammlungen der Gallenwege und bei Darmverschluss
Pflanzenmerkmale:
- Höhe: 10-30 cm
- Blüte: große, gelbe Blüte einseitig mit fünfzähniger Zunge verlängert, einzeln; Köpfchen von Hüllblättern umgeben
- Blätter: grundständige Rosette, tief eingeschnit¬ten mit dreieckigen, nach rückwärts gerichtete Lappen
- Stängel: aus Rosette entspringend, einzeln, hohl und kahl
- Blütezeit: April bis Juli
Lebensraum/ Habitat: In ganz Europa verbreitet, vor allem auf Wiesen und Äckern
Familie: Ölweidengewächse (Elaeagnaceae)
Verwendete Pflanzenteile: Früchte, (Sanddornöl: sehr aufwendig für private Herstellung)
Inhaltsstoffe der Sanddornfrüchte:
- Vitamin C
- Carotinoide
Wirkungen der Sanddornfrüchte:
- Stärkend für das Immunsystem
Unerwünschte Wirkungen: keine
Pflanzenmerkmale:
- Höhe: 2 – 6 m
- Blüte: vor den Blättern erscheinend, männliche in kopfartigen Blütenständen, weiblich in kurzen wenigblütigen Trauben
- Blätter: lineal-lanzettlich, unterseitig silbergrau bis kupferrot glänzend
- Stängel: holzig, verzweigt
- Blütezeit: März bis Mai
Lebensraum/ Habitat: In Flussauen, Kiesbänken, lichten Föhrenwäldern, an Nord- und Ostseeküste, in den Mittelgebirgen
Familie: Geißblattgewächse (Caprifoliaceae)
Verwendete Pflanzenteile: Blüten
Inhaltsstoffe der Holunderblüten:
- Flavonoide, besonders Rutin
- Hydroxyphenylcarbonsäuren
- Ätherische Öle
Wirkungen der Holunderblüten:
- Bei Erkältungskrankheiten
- Gegen Fieber
- Bei Schüttelfrost
Unerwünschte Wirkungen: Keine
Pflanzenmerkmale:
- Höhe: bis 7 m
- Blüte: Blütenkrone am Grunde verwachsen, 5-zählig, weiß bis gelblich, Staubblätter gelb, Blüten in doldenförmigen Rispen
- Blätter: meist 5-zählig gefiedert
- Stängel/ Äste: mit rein weißem Mark
- Blütezeit: Juni bis August
Lebensraum/ Habitat: An Waldrändern, Hecken, auf feuchten, stickstoffreichen Böden in ganz Deutschland
Familie: Korbblütengewächse (Asteraceae)
Verwendete Pflanzenteile: Blüten
Inhaltsstoffe der Kamillenblüten:
- Ätherische Öle
- Flavone
- Cumarine
Wirkungen der Kamillenblüten - innerlich:
- Bei entzündlichen Atemwegserkrankungen
- Gegen krampfartige Magen-Darmbeschwerden
- Bei Entzündungen im Magen-Darmbereich
Wirkungen der Kamillenblüten - äußerlich:
- Gegen Entzündungen der Haut und Schleimhäute
- Bei entzündetem Zahnfleisch und der Mundhöhle
- Bei Erkrankungen des Unterleibes
- Bei Entzündungen im Analbereich
Unerwünschte Wirkungen:
- Möglicherweise Einfluss auf die Wirksamkeit anderer Arzneimittel
- Vorsicht bei Allergien gegen Korbblütengewächse
Pflanzenmerkmale:
- Höhe: 15 – 50 cm
- Blüte: Körbchen in mäßig lockerer Rispe; außen weiße Zungenblüten, innen gelbe Röhrenblüten
- Blätter: 2-fachgefiedert
- Blütezeit: Mai bis September
Lebensraum/ Habitat: Auf Äckern, Brachen, Ödland und an Wegrändern, auf kalkarmen, jedoch basen- und stickstoffhaltigen Lehmböden
Achtung:Die Echte Kamille erkennen am ihrem typischen Kamillenduft. Es gibt auch die Falsche Kamille. Sie hat keinen Duft!
Familie: Korbblütengewächse (Asteraceae)
Verwendete Pflanzenteile: Kraut
Inhaltsstoffe des Johanniskrauts:
- Anthracenderivate: vor allem Hypericin und Pseudohypericin
- Flavonoide
- Xanthone
- Ätherische Öle
- Gerbstoffe
Wirkungen des Johanniskrauts:
- Gegen nervöse Unruhe
- Bei depressiven Verstimmungen
- Bei Angst
Unerwünschte Wirkungen:
- Erhöhte Hautempfindlichkeit bei hellhäutigen Personen gegenüber UV-Strahlen
- Magen-Darmbeschwerden (selten)
- Nicht anwenden bei bekannter Lichtüberempfindlichkeit und
- Kindern unter 12 Jahren
Pflanzenmerkmale:
- Höhe: 30 – 80 cm
- Blüte: zahlreich und gelb, in lockerer, pyramidenförmiger Rispe
- Blätter: durchscheinend punktiert und oft mit schwarzen Drüsen unterseits am Rand oder auf der Spreite
- Stängel: mit 2 Längskanten
- Blütezeit: Juni bis September
Lebensraum/ Habitat: In Wäldern, an Waldrändern, in Gebüschen, an Wegen und auf Schotter, weit verbreitet und ohne besondere Bodenansprüche
Familie: Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Verwendete Pflanzenteile: Kraut
Inhaltsstoffe der Spitzwegerichkrauts:
- Iridoide (v.a. Aucubin und Catalpol)
- Flavonoide
- Gerbstoffe
- Schleimstoffe
- Kieselsäure
Wirkungen des Spitzwegerichkrauts - innerlich:
- Bei Atemwegserkrankungen
- Gegen Entzündungen der Schleimhaut im Mund und im Rachen
Wirkungen des Spitzwegerichkrauts - äußerlich:
- Bei entzündeter Haut
Unerwünschte Wirkungen: Keine
Pflanzenmerkmale:
- Höhe: 10-50 cm
- Blüte: grün bis braun, unscheinbar, in walzlicher bis eiförmiger Ähre
- Blätter: lineallanzettlich, parallelnervig, am Grunde verschmälerte Grundrosette
- Stängel: gefurcht, seidig behaart
- Blütezeit: Mai bis Oktober
Lebensraum/ Habitat: Weltweit verschleppt, auf Wiesen und Weiden
Sammelkalender
Erntezeiten und essbare Pflanzenteile |
Pflanze | April | Mai | Juni | Juli | August | September |
Brennnessel (Urtica dioica) | Blätter, Kraut | Blätter, Kraut, Wurzel | Blätter, Kraut, Wurzel | Wurzel | ||
Holunder (Sambucus nigra) | Blüten | Blüten | Blüten | Blüten | ||
Johanniskraut (Hypericum perforatum) | Blüten | Blüten | Blüten | |||
Kamille (Matricaria recutitam) | Blüten | Blüten | Blüten | |||
Löwenzahn (Taraxacum officinale) | Blätter | Kaut | Wurzel- mit -kraut | Wurzel mit Kraut | Wurzel mit Kraut | Wurzel mit Kraut |
Sanddorn (Hippophae rhamnoides) | Früchte | |||||
Spitzwegerich (Plantago lanceolata) | Kraut | Kraut | Kraut | Kraut |
Das könnte Sie auch interessieren: